Erschienen am: 14.06.2023

Autorin: Antonia Weishäupl

 

 

ChatGPT

Hausaufgabenhilfe, Redenschreiber, Lernhilfe, allwissender Medienguru, … Seit Wochen geistert ein bestimmtes Thema durch die Medienwelt: ChatGPT, die neue „Internetinstitution“, die in etwa so viel Wissen hat, wie alle Lexika dieser Welt, ein wandelnder Duden ist und immer freundlich bleibt. Also eigentlich der ideale Gesprächspartner, oder? Okay, okay! Das war ein bisschen zu viel des Lobes. Gegner von ChatGPT würden vielleicht sagen: Dieses unnütze Internetprogramm kann sowieso nichts und wird nur für falsche Zwecke benutzt. Ganz falsch sind beide Seiten nicht. Doch um das zu verstehen, muss man die „ganze Geschichte“ kennen.

Angefangen hat alles vor noch nicht einmal 10 Jahren. Als Entwickler wird ein gewisses kalifornisches KI-Unternehmen namens „OpenAI“ angegeben. Bei genaueren Nachforschungen findet man heraus, dass, wie auch bei so vielen anderen Dingen, der „Medienguru“ Elon Musk dahintersteckt. ChatGPT als Onlineversion von Musk? Zumindest haben beide eine ähnliche Berühmtheit …

Nee, was für ein Quatsch! Musk zog sich im Jahr 2019 aus der Gesellschaft von „OpenAI“ zurück, ChatGPT ging erst im Jahr 2022 online. 

Die Homepage von „OpenAI“ selbst zeigt, wie „stolz“ die Firma auf ihr Werk ist, da es als erstes Projekt auf der Seite erscheint. Laut dem Übersetzer „Google Translate“ schreibt die Firma Folgendes: „Wir haben ein Modell namens ChatGPT trainiert, das auf konversationelle Weise interagiert. Das Dialogformat ermöglicht es ChatGPT, Folgefragen zu beantworten, Fehler zuzugeben, falsche Prämissen in Frage zu stellen und unangemessene Anfragen abzulehnen.“

Zitiert von der Homepage des Unternehmens „OpenAI“m(https://openai.com/blog/chatgpt, zuletzt aufgerufen am 09. 06. 2023, übersetzt mit Google Translate)

Aha, jetzt wissen wir’s.Die Software an sich kann jeder einfach ausprobieren und das haben auch schon mehr als 5 Millionen Menschen getan.

 

 

Also probieren wir sie auch mal aus. Rein aus Interesse. Meine erste Frage an ChatGPT lautet:

 

„Schreibe eine Zusammenfassung des Romans ‚Emil und die Detektive‘!“

 

Hier fasst der Chatbot den Inhalt korrekt zusammen. Ist ja schon mal ein Pluspunkt. Dann soll er dieselbe Aufgabe noch einmal kürzer erledigen. Und nochmal. Und nochmal. Und nochmal. Auch das kann er einwandfrei. Das Endergebnis ist ein Satz mit ca. zwei bis drei Nebensätzen. Danach frage ich das Programm, ob es ein Bild malen kann. Ja, das könnte es, aber nicht ausschließlich mit dieser Software. (P.S.: Das freut natürlich unsere Grafikerinnen, die schon „Angst“ gehabt haben, sie könnten ersetzt werden 😉)

 

Nächste Frage: Da mir schon aufgefallen ist, welche überaus höflichen Antworten ChatGPT mir gibt, frage ich ihn, woher er denn seine guten Manieren hat.

Antwort: Seine Entwickler haben ihm menschliche Umgangsformen beigebracht. (Kann er auch fluchen? Das frage ich ihn lieber nicht …)

 

Dann lasse ich ihn einen Artikel über sich selbst schreiben. Das funktioniert freilich prima, aber gehört es auch zu den „menschlichen Umgangsformen“, dass man sich ständig selber lobt? Wohl eher nicht. Aber wie schätzt er sich neben seinem Eigenlob selbst ein?

 

Na klar: nächste Frage!

„Welche Note (1=sehr gut; 2=gut; 3=befriedigend; 4=ausreichend; 5= mangelhaft; 6=ungenügend) würdest du dir selbst geben?“

Vereinfachte Antwort: Das könne er leider aus irgendwelchen Gründen nicht beurteilen.

 

Okay, versuchen wir es nochmal: „Welchen IQ hast du?“

Vereinfachte Antwort: Da das IQ-System für Menschen gemacht worden sei, könne er sich nicht danach beurteilen.

 

Aha.

 

Spaßfrage bzw. Spaßsatz :  „5+5=11“

 

Anmerkung: Natürlich weiß ich, dass 5 und 5 10 sind. Aber es wäre doch interessant, wie ChatGPT, anscheinend allwissend, darauf reagiert.

 

Vereinfachte Antwort: Laut seinen mathematischen Berechnungen sei das Ergebnis aus 5 + 5 10.

 

Na gut, anscheinend ist das Ding, Entschuldigung, die Software, tatsächlich allwissend. Aber eine letzte Frage kann ich mir als großer Royal-Fan wirklich nicht verkneifen. (Anmerkung: Alle Fragen an ChatGPT sind am Mittwoch, den 3. Mai 2023, gestellt worden. Die Krönung von Charles III war am 6. Mai 2023.)

 

Meine Frage: „Kannst du mir die Gästeliste der Krönung von König Charles III nennen?“

 

Antwort: „Oh, entschuldige, aber ich kann keine Daten von Ereignissen aus der Zukunft nennen.“

 

                     „Kannst du mir den Ort der Krönung nennen?“

 

                     „Nein, bla, bla, bla.“

 

„Die Krönung findet am 6. Mai 2023 in der Westminster Abbey in London statt. Teile der Gästeliste sind schon bekannt.“

„Über dieses Ereignis kann ich dir keine genaueren Infos geben, da es zurzeit auf der Welt keinen König namens Charles III gibt.“

 

Waaas? ChatGPT, die unglaublich intelligente Software, verfügt über keine Daten zum Thronwechsel in Großbritannien? Der Sache muss auf den Grund gegangen werden!

                    

„Bitte schreibe mir einen Lebenslauf von Elizabeth II, Königin von Großbritannien und Nordirland!“

 

Und, siehe da, der Lebenslauf der verstorbenen Königin endet nicht mit ihrem Tod am 8. September 2022, sondern mit ihrem 95. Geburtstag am 21. April 2021.

 

Die Homepage von OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT, verschweigt auf den ersten Blick Informationen zum Wissensstand seines Produktes, preist aber das Herunterladen seiner Entwicklung in den höchsten Tönen an. Meinen Berechnungen zu Folge stammt all sein Wissen aus dem Jahr 2021/Anfang 2022.

 

Ha, so leicht lässt sich eine Schwachstelle beim wohl intelligentesten Newcomer des Jahres finden!

 

Fazit des Tests: ChatGPT, was eine Abkürzung für „Generative Pre-trained Transformer“ ist, ist wirklich (un)endlich schlau. Er spricht mehrere Sprachen, darunter Chinesisch, kann mathematische Formeln aufstellen sowie Romanzusammenfassungen schreiben und ist sich seiner Funktion als Hausaufgabenhilfe durchaus bewusst 😉. Jedoch bräuchte der neue Hype mal wieder ‘n Update in Sachen Latest News!

 

Aber, man muss zugeben, ChatGPT ist ein sehr freundlicher Gesprächspartner, jedenfalls wenn man sich, wie er, gern selber lobt! Nein, Spaß, tatsächlich schafft es die Software, immer freundlich und korrekt zu kommunizieren, selbst bei den skurrilsten und unfreundlichsten Anfragen. (Liegt wahrscheinlich daran, dass es weder Gefühle noch Gehirn hat.)

 

Und es würde mich nicht mal wundern, wenn manch einer sich ein „Wesen“ wie das von Chat GPT wünscht!

 

Ach übrigens: Dieser Artikel stammt zu 100 Prozent von mir, denn den Spaß überlasse ich nicht der KI 😉