Erschienen am: 26.04.2023

Autorin: Antonia Weishäupl

Skulpturen für den Schulgarten

Das zweite Juwel, das ich für euch herausgepickt habe, ist so groß, dass ich die Schülerzeitungsredaktion um Unterstützung bitten musste. Daher habe ich einige meiner verlässlichsten Journalistinnen losgeschickt:

Es riecht nach Putzmitteln und anderen Chemikalien, sieht aus, als wenn der Blitz eingeschlagen hätte und doch steckt dieser Raum voller Kreativität. Die Rede ist vom Werkraum, in dem Herr Widl, Frau Hanner und einige Schüler der Q12 ihr Werk vollenden. Zu viele Fragezeichen? Einfache Fassung: Herr Widl, eine Künstlerin aus Freyung und einige Schüler der Q12 schaffen hier im Rahmen des P-Seminars verschiedene Kunstwerke. Wir schauen uns das mal genauer an:

Als wir am Mittwoch, den 1. März vor der geschlossenen Türe des Werkraums stehen, ahnen weder Frau Hanner noch die Schüler von ihrem Glück bzw. unserem Besuch. Als einziger im Bunde weiß Herr Widl Bescheid. Etwas schüchtern treten wir ein, denn wir wissen ja nicht, wie es da drinnen aussieht, mit wem wir es zu tun haben oder ob wir den Q12-lern überhaupt über die Schulter schauen dürfen. Entwarnung! Ja, wir dürfen. Zwei Assistentinnen aus der 5c unterstützen uns dabei und halten unseren Interviewpartnern eine halbe Stunde bereitwillig das Mikro hin (Mich wundert’s, dass euch danach nicht der Arm abgefallen ist!).

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wissen wir, mit wem wir es hier zu tun haben. Frau Hanner, so erklärt uns Herr Widl, ist eine Freyunger Künstlerin, die Skulpturen u. ä. gestaltet. Sie ist bei diesem P-Seminar mit an Bord, um den Kurs (und auch Herrn Widl) zu unterstützen. Warum ist ein Kunstlehrer UND eine externe Partnerin nötig? Naja, Frau Hanner kennt sich eben in ihrem Fachgebiet bestens aus und manchmal ist es das Beste, eine Expertin dabeizuhaben. Im P-Seminar ist das zudem Pflicht.   

Beinahe ehrfürchtig schauen wir uns ihre Meisterwerke an. Hierbei handelt es sich um hohe und große Tonfiguren, die z.T. noch der Vollständigkeit halber zusammengesetzt werden müssen. Wie unschwer zu erkennen ist, sollen die Figuren Menschen darstellen. Allerdings gibt es einige verwirrende Einzelteile, deren Bedeutung wir uns nicht erklären können. Etwa ein rundes Stück, das vermutlich einen Kopf darstellen soll. Aber warum das Loch. Diese und weitere Fragen beantworten uns die Mädels aus der Q12 gerne. Wie sie uns mit großer Begeisterung erzählen, soll der Betrachter einfach mal nachdenken. Es gäbe Menschen, die sofort die Bedeutung eines Werks begreifen, und andere, die erst einmal grübeln müssen. Ein ebenfalls sehr beeindruckendes Werk zeigen uns zwei Schülerinnen (witzigerweise beide Sarahs), das sie, wie sie uns erklären, zu zweit bzw. zu dritt „erschaffen“ haben. Es sei schon vollständig, müsse also nicht mehr zusammengesetzt werden. Es zeigt einen Menschen, der sich zusammenkauert und schützend die Hände vor den Kopf hält. Es soll zeigen, dass auch oder gerade in der Schule über das Thema Depressionen und mentale Gesundheit gesprochen werden soll.

Jetzt aber mehr zur Arbeitsweise: Die Mädels und Frau Hanner bemalen die schon fertig gebrannten Figuren mit einer speziellen Flüssigkeit, bevor sie sie wieder abwaschen. Warum das? Damit die Figuren aussehen wie Stein, so belehrt uns Multitasking-Talent Frau Hanner, die gleichzeitig irgendwelche schweren Tonfiguren verrückt und bemalt. Doch zum steinernen Aussehen war es ein steiniger Weg, das geben die Mädels zu. Sie begannen im Herbst mit der Planung der Figuren, wozu sie sich Inspiration im Internet holten und die Figur dann im Mini-Format zum ersten Mal bauen durften. Dazu mussten sie auch noch eine Arbeit schreiben, die, wie uns erfreut berichtet wird, nicht sehr schwer war und auch nicht so streng bewertet wurde (kein Wunder bei dem praktischen Ergebnis). Nun fehlt nur noch der Abschluss des Projekts: Die Figuren müssen gebrannt werden.

Apropos brennen: Zwischendurch läuft Herr Widl umher und sucht Zehen und Ohren. Wir gucken erst mal verdutzt, bis uns klar wird, dass so manche Figur beim ersten Brennen im Brennofen winzige Körperteile verloren hat. Pannen über Pannen, was auch folgende Vorfall beweist: Während wir uns über Zehen wundern, versuchen Frau Hanner und ein paar Mädchen, eine große Figur zusammenzusetzen. Oh nein! Die Figuren sind geschrumpft! Nein, sie haben sich nur im Brennofen ein wenig zusammengezogen. Zwar passt jetzt nichts mehr aufeinander, aber Herr Widl beruhigt, indem er verspricht, der Figur etwas abzuschneiden und sie so zu retten.

Puh! Das ist ja ganz schön viel Material, Mühe, Aufregung und wohl nicht ganz so leicht! Als wir uns sicher sind, das Projekt vollkommen durchblickt zu haben, zischen wir beeindruckt ab und lassen die Oberstufe weiter werkeln.  

Apropos Schluss: Wo kommen die Dinger eigentlich hin, wenn sie fertig sind?  Das ist eine gute Frage. Denn die Schülerinnen und Schüler der Q12 haben leider nicht mehr so viel davon, denn sie verlassen ja demnächst die Schule. Dafür können sich die restlichen Jahrgangsstufen freuen: Die Kunstwerke werden im allen zugänglichen Schulgarten aufgestellt.

Ein tolles Projekt! Man sieht definitiv, wie viel Kreativität, Elan und Freude die Schülerinnen und Schüler in dieses Projekt gesteckt haben. Und über die Bedeutung einzelner Figuren nachzudenken, lohnt sich definitiv!

Wir freuen uns schon auf die Ausstellung!