Erschienen am 24.12.2021

Autor: Julius Apfelbacher

Die Geschäftswelt in Freyung während Corona – nah an der Insolvenz?


2020 – erster landesweiter „Lockdown“. Schulen, Restaurants, Kinos und weitere öffentliche Einrichtungen schließen. Auf den Straßen herrscht Totenstille. Unternehmen in ganz Deutschland werden mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen: Wie soll man jetzt Geld verdienen? Müssen wir schließen?

Als sich im Sommer die Lage wieder erholte und die Menschen halbwegs in ihren normalen Alltag zurückkehren konnten, nutzten wir diese Gelegenheit und fragten mal nach:

Was bedeutete Corona für die Freyunger Geschäftsleute? Zwei davon nahmen sich im Oktober 2021 die Zeit, mit uns zu sprechen: 



Zuerst gingen wir zur Buchhandlung Lang. Die kennt ja schließlich jeder in unserem Landkreis – nicht wahr?

Susanne und Karin, die beiden Inhaberinnen, verrieten uns, wie ihr Geschäft die letzten „Corona-Wellen“ überstanden hat:

Zunächst interessierte uns der Mehraufwand für diverse Hygienestandards, die nun zum Alltag gehören. Diese würden aber – so Karin und Susanne – finanziell kaum ins Gewicht fallen. Unsere Nachfrage, ob während des Lockdowns eventuell sogar mehr Bücher gekauft worden seien, da die Menschen mehr Zeit zum Lesen gehabt hätten, wurde allerdings verneint. Im 1. Lockdown sei zwar mehr gelesen worden, was die nicht ganz so massiven Umsatzanbrüchen verraten hätten. Trotzdem seien die Laufkundschaft und die Touristen ausgeblieben. Problematisch sei dies vor allem wegen der fehlenden Zweitkäufe gewesen: Im Internet werde ganz gezielt nach einem Buch gesucht. Das zufällige „Über-ein-Buch-Stolpern“ sei damit entfallen. Gerade diese Käufe seien aber für eine Buchhandlung wichtig. Daher seien vor allem während des zweiten Lockdowns die Umsatzeinbußen enorm gewesen. Dank der Impfung kämen aber infolge der allgemeinen Aufbruchsstimmung seit dem Frühsommer 2021 sowohl die Touristen als auch andere Laufkunden allmählich wieder zurück. Diese Information brachte uns zur nächsten Frage, wie viele Kunden der Buchhandlung Lang ungefähr schon geimpft seien. Die relativ hohe Quote von 80% überraschte uns etwas. Die Zahl sei allerdings auf das Durchschnittsalter der Kunden zurückzuführen. Die Stammkunden der Buchhandlung seien überwiegend schon ein wenig älter. Diese Stammkunden seien es auch, welche Susanne und Karin die Ängste vor der ungewissen Zukunft ihres Geschäftes ein wenig genommen hätten. Freilich seien sie wegen einer möglichen Infektion besorgt gewesen. Auch hätten sie stets die neusten Informationen der Ministerpräsidentenkonferenz gespannt verfolgt. Allerdings seien sie sich stets sicher gewesen, die Zeit zu überstehen, denn sie hätten immer auf ihre treusten und wichtigsten Kunden vertrauen können. Diese hätten das Internetangebot und den Abholservice vor Ort recht fleißig genutzt.

 

Als nächstes verschlug es uns ins allseits bekannte Café Schreiner.

Auch dort nahm sich der Inhaber, Franz Schreiner, persönlich Zeit, um mit uns zu sprechen – trotz der anwesenden Gäste. Fürstlich bewirtet durften wir in entspannter Atmosphäre unsere Fragen stellen.

Auch hier interessierten uns zunächst die Auswirkungen des Lockdowns oder besser der Lockdowns auf den Umsatz.

Herr Schreiner konfrontierte uns mit erschreckenden Zahlen: Ein Umsatzrückgang von bis zu 75 Prozent bzw. im Schnitt um die 50 Prozent – ein harter Schlag für einen Geschäftsinhaber. Umso mehr sind die Energie und Entschlossenheit, mit denen die Freyunger Geschäftsleute, den Corona-Hürden entgegentreten, zu bewundern: Das Café Schreiner nutzte die Website „waidler.com“, auf der diverse Geschäfte Onlineshops erstellen, über die sie ihre Produkte vertreiben. Für eine Confiserie ist das freilich eine ideale Plattform, um zumindest den Verkauf ihrer Köstlichkeiten weiter auszuweiten – ein kleiner Ausgleich für das zeitweise komplett geschlossene Café. Auf unsere Nachfrage hin, ob die Öffnung im Sommer 2021 einen „Run“ auf sein Café zur Folge hatte bzw. hat, merkte Herr Schreiner an, man könne die verlorene Zeit nicht nachholen. Das Café sei vor und nach dem Lockdown gut besucht. Er könne ja leider nicht mehr Gäste bewirten, als er Plätze habe. Insofern erübrigte sich unsere nächste Frage schon fast: Freilich belastete ihn während des Lockdowns die Angst vor einer Insolvenz. Seine Mitarbeiter fürchteten die Kurzarbeit. Nach dem Lockdown sei es nun wiederum schwierig, Personal zu finden. Auch die Kundschaft des Cafés Schreiner sei überwiegend geimpft, was aber daran liege, dass diejenigen, die sich testen lassen müssten, wohl lieber auf einen Café-Besuch verzichteten.

Herr Schreiner gab uns noch einen weiteren Einblick in die Schwierigkeiten eines Geschäftsinhabers zu Corona-Zeiten: Nichts sei planbar – so auch nicht das Weihnachtsgeschäft. Dieses laufe normalerweise sehr gut. Er könne jedoch Ende Oktober noch nicht absehen, ob diverse Weihnachtsfeiern stattfänden. So müsse er Verbrauchsmaterial – wie etwa Pralinenschachteln – auf gut Glück bestellen, ohne zu wissen, wie viel er benötige. Hinzu komme noch die derzeitige allgemeine Materialknappheit.

Nun, im Dezember 2021, ist offensichtlich, dass das Weihnachtsgeschäft erneut Rückschläge verkraften muss. Freyung-Grafenau gehörte bis vor Kurzem noch zu den Hotspot-Regionen und befand sich daher eine Zeitlang erneut im Lockdown. Umso wichtiger ist es, dass wir die Geschäfte mit Bestellungen unterstützen.

Vielleicht braucht ja der ein oder andere von euch noch ein Weihnachtsgeschenk? Die Pralinen des Cafés Schreiner sind sehr zu empfehlen, wie wir am Ende unseres Interviews feststellen durften.

Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei Susanne und Karin von der Buchhandlung Lang und bei Herrn Schreiner für ihre Zeit und ihre Geduld.

Ihnen und den übrigen Freyunger Geschäftsleuten wünschen wir eine schöne Weihnachtszeit und hoffen, dass sie die neuen 3-G-, 2-G- oder 2-G-plus-Regelungen gut verkraften und in ein besseres Geschäftsjahr 2022 starten. Auch wenn sich die Freyunger Geschäftsleute aufgrund ihrer optimistischen Einstellung wenig anmerken lassen, erkennt man doch, dass das Virus Spuren hinterlassen hat.

 

Daher möchte ich noch einmal den Aufruf an euch, die Leser des Freinger-Zwitscher-Blattes, wiederholen:

Kauft eure Geschenke, Mitbringsel oder ähnliches in eurer lokalen Lieblingsgastronomie, eurem Lieblingsgeschäft etc. und nicht auf den (oder der!) bekannten Internetplattformen. Gerade zu Weihnachten ist es wichtig, Solidarität zu zeigen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Danke, Herr Schreiner, für Ihre Zeit!

Foto: Carina Rendchen