Erschienen am: 26.04.2023

Autor: Julius Apfelbacher

 

 

Und täglich grüßt der Stadtverkehr

Freyung war verkehrstechnisch schon immer eine sehr komplizierte Stadt. Der Feierabendverkehr ist schleppend und grauenvoll – vor allem am Freitagnachmittag. Da werden mir einige Autofahrer sicher zustimmen. Meist beginnt der Stau schon beim Blumenladen Zeides, zieht sich über die Kreuzung vorm Gasthof zur Post und dann weiter über die Shell-Tankstelle, oft bis ans Ende der Stadt. Für einige Fahrschüler ist die praktische Prüfung in der Freyunger Innenstadt – verständlicherweise – ein absoluter Alptraum. Auch der neue Kreisverkehr kurz vor der Tankstelle Hauer ändert an der Verkehrssituation wenig.

Grafik: Karina Indre 

Und nun haben wir eine Wackelkandidatin, die gerade versucht, im Freyunger Stadtverkehr ihren Platz zu finden: Die neue Ampel vorm Schulberg. Seit einigen Wochen steht sie nun da und bringt einige Eltern und mit Sicherheit auch Lehrer zum Verzweifeln. Dort, wo sich ohnehin jeden Tag am Morgen ein Stau bildet – vor allem kurz nach den Ferien – sorgt die Ampel nun für ein ganz neues Geduldstraining zur Ausbildung von Nerven aus Stahl. Ich frage mich: Warum? Wie kam man auf diese Idee? Und was tut der Stadtrat nun, um etwas gegen die, nennen wir es, „sehr gering ausfallende Euphorie“ der Bürger zu unternehmen. Ich habe also unseren Bürgermeister, Herrn Olaf Heinrich, um ein Interview gebeten. Dieser hat aber anscheinend Besseres oder – zugegeben – Wichtigeres zu tun, als sich mit einem 16-Jährigen, welcher sich für eine Schülerzeitung engagiert, über eine Ampel zu unterhalten … ein Jammer.  Gott sei Dank nahm sich aber jemand anderes für mich Zeit, ein Mitglied des Freyunger Stadtrates und ehemalige Lehrerin am Gymnasium: Frau Elisabeth Tesche. Von Frau Tesches Aktivität und Engagement zeugt schon die Tatsache, dass es einen mehrmaligen Anlauf brauchte, sie zu erreichen. Doch eines Sonntag(!)abends hatte ich Glück – vielen Dank für diese Bereitschaft!

Zuallererst interessiere ich mich für den Zweck dieser neuen, farbenprächtigen Errungenschaft und für den „Hauptschuldigen“, der wohl dahinterstecken muss.

Frau Tesche betont gleich zu Beginn, dass sie nicht sonderlich tief in die Materie eingestiegen ist, da sie weiter entfernt von der Ampel wohnt. Dementsprechend mache sie persönlich auch keine schlechten Erfahrungen damit. Die Grundidee der Ampel sei wohl, dass Fußgänger – darunter meist Schüler – sicher über die Straße kommen und dass von unten kommende Autos „sinnvoll eingefädelt“ werden können. „Sinnvoll eingefädelt“ ist dabei meines Erachtens eine Sache der Perspektive. Frau Tesche informiert mich auch über die Alternativvorschläge, bspw. über einen Zebrastreifen. Ob das eine sinnvolle Alternative gewesen wäre, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Eine konkrete Person, die wir Bürger für dieses Ärgernis verantwortlich machen könnten, wüsste Frau Tesche nicht, sie nennt nur das Staatliche Straßenbauamt. 

Nun gut! So drängt sich die Frage auf, ob Frau Tesche die Wut der Bürger nachvollziehen kann. Sie gibt an, in der Zeitung immer wieder gelesen zu haben, dass „daran gearbeitet werde“.  Mhm, freilich kann man das behaupten. Wie viel dahinter steckt, ist aber das, was eigentlich interessiert. Frau Tesche räumt ein, dass da „was gemacht gehört“. Sie selbst, eine Fußgängerin, beobachtet das scheinbare Ärgernis aber nicht so genau.  Ich lasse mich jedoch nicht abspeisen und bohre nach, ob der Stadtrat denn schon konkrete Ideen oder Vorschläge habe, „an denen gearbeitet werde“. Frau Tesche wiederholt daraufhin, dass Maßnahmen ergriffen werden sollen, vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Ampel anscheinend auch in einen Unfall verwickelt gewesen sein soll. Das finde ich persönlich besonders interessant, weil das nicht nur nicht nach einem „sinnvollen Einfädeln“ der Autos in den Stadtverkehr klingt, sondern auch ziemlich genau das Ereignis darstellt, das die Ampel zu verhindern versucht. Den genauen Hintergrund des Unfalls konnte ich jedoch auf die Schnelle nicht eruieren … ist ja auch schon länger her. Konkrete Pläne des Stadtrates, die verärgerten Autofahrer zu besänftigen, gebe es scheinbar nicht. Das nenne ich mal effektives Arbeiten an einer Veränderung der Situation. Insbesondere interessiert mich auch Frau Tesches persönliche Meinung über die Ampel. Ist diese als „Fehlentscheidung“ zu betiteln? Die Sicherheit der Fußgänger, v.a. der jüngeren, liege Frau Tesche sehr am Herzen. Hierfür muss eine sinnvolle Regelung getroffen werden. Ob die Ampel jetzt DIE Lösung ist? Ansichtssache! … Die Meinung eines Großteils der Bürger spricht aber meiner Meinung nach für sich. Zu allerletzt frage ich nach einem Blick in die Zukunft. Vor allem interessiert mich Folgendes: Besteht eine Chance, dass die Ampel wieder verschwindet? Frau Tesche sagt: „Nein“. Es gebe bisher keine sinnvolle Alternative. Ein Kreisverkehr, der aber auch ziemlich schwer umsetzbar gewesen wäre, wurde schon zu Beginn der Planungen verworfen.

Neben Frau Tesche schaffte ich es auch, unseren Landrat, Herrn Gruber, zu einer Stellungnahme zu bewegen. Er betonte, die Zuständigkeit für Straßenbaumaßnahmen – so auch für diesen Kreuzungsbereich – lägen beim sogenannten Straßenbaulastträger. In diesem Fall handelt es sich um einen besonderen Fall: Die Hauptverkehrsader der Kreuzung sei laut Herrn Gruber eine Staatsstraße (Grafenauer Straße), die beiden Nebenstraßen hingegen zwei städtische Straßen. Der Straßenbaulastträger der Hauptverkehrsader sei der Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Passau. Der Landkreis Freyung-Grafenau habe mit diesem Kreuzungsbereich nur insofern zu tun, als das Landratsamt als sogenannte untere Straßenverkehrsbehörde die offiziellen verkehrsrechtlichen Anordnungen treffe (Markierungen, Beschilderungen usw.). Ob und wie eine Kreuzung umgebaut werde, obliege hier aber der Zuständigkeit des Freistaates bzw. des Staatlichen Bauamts Passau. Meine zahlreichen Versuche, dieses schriftlich und telefonisch zu kontaktieren misslang leider – ein Jammer!

Kurzum: Die Ampel soll also weiter existieren – aus Mangel an Verbesserungsvorschlägen. Na ja! Das Thema ist damit leider noch nicht vom Tisch. Dass die Ampel bald verschwindet, ist wohl nur Wunschkonzert.

Ich denke, die dafür zuständigen Politiker, die ja so fleißig „daran arbeiten“, sollten sich ernsthaft Gedanken darüber machen, wie der Freyunger Stadtverkehr, der von der Ordnung her vergleichbar ist mit dem Kabelsalat unter meinem Schreibtisch, sinnvoller koordiniert werden kann.