Gastbeitrag: Helena Drexler (8b)

erschienen am 20. 12. 2023

 

Eine Oma zu Weihnachten

Pia ist erst vor kurzem in diese neue, sehr abgelegene Stadt gezogen. Oft fühlt sie sich einsam und wünscht sich sehnlichst eine Oma, denn ihre eigene, die schon vor Jahren gestorben ist, vermisst sie schmerzlich. In ihrer Straße wohnt eine alte Frau, die die Hexe vom blauen Berg genannt wird. Alle Kinder des kleinen Städtchens haben Angst vor dieser Frau. Jährlich findet in dem Städtchen eine nette Adventsaktion statt: Die Kinder müssen für die älteren Menschen, die in ihrer Straße leben, ein Geschenk basteln. Leider ist Pia das einzige Kind in ihrer Straße. Und noch schlimmer: Die „Hexe vom blauen Berg“, die eigentlich Helga heißt, ist die einzige alte Frau, die dort lebt. Nachdem Pia ihre kleine Aufmerksamkeit vollendet hat, fasst sie sich ein Herz und klopft zaghaft bei der alten Frau an. Die Tür öffnet sich einen Spalt und ein verrunzeltes Gesicht schreit: „Wer ist da? Ich lasse mir nichts andrehen!“ Als Helga jedoch das kleine Mädchen erblickt, verzieht sich ihr Gesicht. Erst wirkt ihr Lächeln etwas eingerostet, es ist wohl das erste nach sehr langer Zeit. Doch dann blickt sie Pia freundlich an und sagt: „Kindchen! Willst du nicht hereinkommen? Es ist kalt und ich hätte sehr gerne etwas Gesellschaft.“ Pia geht ins Haus und hat immer noch Angst. Aber irgendetwas sagt ihr, sie müsse sich keine Sorgen machen. Helga serviert ihr Plätzchen und Milch und erzählt ganz wunderbare Geschichten. Pia fühlt sich sehr geborgen und besucht Helga beinahe jeden Tag in der Adventszeit. Als Pia schließlich an Heiligabend ins Wohnzimmer rennt, erlebt sie eine Überraschung: Unter dem Tannenbaum neben vielen anderen Geschenken steht Helga und sagt: „Ich darf deine neue Oma sein. Es war die Idee deiner Mama!“ Überglücklich fällt Pia ihrer Mutter und Helga um den Hals. Nun ist niemand mehr alleine!

 


Tim und die Orange

Seit einem Unfall war Tim ein blinder Junge und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich sehen zu können. Heilig Abend rückte immer näher und näher. Auf seinem Wunschzettel, den er auf die Fensterbank legte, stand nur ein einziger Wunsch: „Wieder sehen können!“ Ein Engel holte den Brief ab und brachte ihn dem Christkind. Dieses sagte, so einen schwer zu erfüllenden Wunsch müsse es erst mit Gott bereden. Doch der Herr versprach dem Christkind sofort, dass sich Tims sehnlichster Wunsch erfüllen wird, und gab ihm eine goldene Orange, die es Tim bringen sollte. Schließlich kam der Heilige Abend und nach der Kirche läutete im Hause von Familie Müller das Glöckchen. Tim stürzte ins Wohnzimmer, darin flog ihm der Geruch von Kerzenwachs entgegen und Musik spielte auf einem Plattenspieler. Seine Mutter reichte ihm ein Paket mit seinem Namen darauf. Es war sehr klein und Tim packte es gespannt auf und war sogleich sehr enttäuscht. Denn es war nur eine Orange. Wegen seiner Behinderung konnte er nicht sehen, dass diese golden war. Traurig zog sich Tim in sein Zimmer zurück. So gerne hätte er alle Farben des Weihnachtsabends gesehen. Den grünen Tannenbaum, all die bunten Lichter. Doch das war jetzt auch egal. Er dachte sich, vielleicht schmeckt die Orange zumindest gut und biss herzhaft hinein. Und plötzlich - - - diese Formen, das Licht, die Sterne, der Mond. Das alles kannte er nur aus seiner Erinnerung und seiner Fantasie. Schnell stürzte er die Treppe hinunter zu seinen Eltern und Oma und Opa! „Ich kann sehen, ich kann sehen!“, schrie Tim und die Familie war voller Freude und pries Gott.

 

Titelbild: Jana Neuendank (11b)