Personen:

 

Sokrates

Ignorantius

 

und dessen Frau Scientia

 

Erzähler

 

 

Erzähler: Sokrates ist am Marktplatz unterwegs und trifft auf ein junges, streitendes Paar.

 

Scientia: Ich weiß, dass du mich betrogen hast.

Ignorantius: Du weißt eh immer alles über mich, du alte Schachtel!

 Erzähler: Scientia geht genervt, Sokrates spricht Ignorantius an.

Sokrates: Weiß deine Frau wirklich alles?

Ignorantius: Natürlich nicht! Aber es fühlt sich manchmal so an.

Sokrates: Warum fühlt es sich so an?

Ignorantius: Sie kennt meine Geheimnisse, Ängste und Vorlieben. Scientia weiß einfach alles über mich.

Sokrates: So stellt sich mir die Frage, was ist Wissen überhaupt?

Ignorantius (überzeugt von sich selbst): Wissend bin ich, wenn ich auf jede Frage die Antwort kenne. Das ist Wissen.

Sokrates: Wenn ich dir nun eine Frage stelle, die du nicht beantworten kannst, zum Beispiel, wie viele Weinfässer es in Athen gibt? Bist du dann unwissend?

Ignorantius (wütend): Das ist eine dumme Frage!!!!! Ich habe Wissen über andere, bedeutendere Fragen.

Sokrates: Du meintest doch, dass Wissen die Antwort auf jede Frage ist. Kennst du folglich jemanden, der die Antwort auf jede Frage hat?

Ignorantius (weniger wütend): Nein, so jemanden gibt es nicht.

Sokrates: Gibt es also nur unwissende Menschen?

Ignorantius (kleinlaut, zögerlich): - - - - Nein, jeder weiß etwas.

Sokrates: Erkläre mir Unwissenden dann noch einmal, was Wissen überhaupt ist.

Ignorantius: Alles, was ich scheinbar über Wissen zu wissen wusste, war falsch, also nein – ich kann es dir nicht erklären!

Sokrates: So lass uns doch gemeinsam versuchen, herauszufinden, was es mit dem Wissen auf sich hat …

 

Gastbeitrag von Lorenzo Spänig und Dominik Márton (beide Klasse 10a)

Cover: Karina Indre