Erschienen am 05.06.2021

Gastbeitrag von: Laura Hilz

Endlich wieder Schule!

Eine Erzählung von Laura Hilz (Klasse 7a)

Draußen schien die Sonne hell vom Himmel, der kühle Wind strich um die Bäume und nahm deren Blätter ein Stück mit. Auf dem Bürgersteig, entlang der Häuser des Distelweges, schob eine Frau einen Kinderwagen vor sich her. Ganz am Ende der Straße, in einem orangenen Haus mit dunkelgrünen Fensterläden wohnte Lena mit ihrer Familie. In diesem Moment saß Lena am Schreibtisch und sah gedankenversunken aus dem Fenster über ihrem Schreibtisch. Ihr war todlangweilig, denn sie hatte gerade eine Mathekonferenz über ihren Laptop. Heute war zum Glück der letzte Tag vor den Pfingstferien, denn schön langsam hatte sie die Nase voll davon, dass sie jeden Tag in diesen Laptop starren musste und ihre Augen langsam wehtaten. Wahrscheinlich kam, wenn überhaupt irgendwann wieder richtig Schule war, jeder mit einer Brille in die Schule. Als sie gerade einen Vogel beobachtete, wie dieser auf ihrem Fensterbrett landete und dort herumsprang, hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Sie sah auf den Bildschirm. Da sagte Frau Hansen: „Lena? Hallo? Kannst du mich verstehen? Geht dein Mikrofon nicht? Leeeenaaa?“ Während sie das sagte, beugte sie sich ganz nah an die Kamera und redete dabei ganz laut und langsam, wie Lena immer mit ihrer Uroma redete. Frau Hansen kannte sich nicht wirklich mit Technik und so Sachen aus. Sie machte das Mikrofon an und sagte: „Entschuldigung, könnten Sie das bitte nochmal wiederholen?“ Frau Hansen antwortete: „Ja, natürlich. Meine Frage war, ob du diese Aufgabe da in dem Computer da bitte rechnen könntest?“ Lena hatte keine Ahnung, wie sie diese Aufgabe lösen sollte. Denn ihr Kopf war wie leergefegt. Letztendlich schaffte sie es doch. „Nächstes Mal bitte zuhören, ja?“, fügte Frau Hansen noch an und rief jemand anderen für die nächste Aufgabe auf. Und nicht zum ersten Mal wünschte sich Lena, die Schule würde wieder richtig beginnen ...

Eine Woche und zwei Tage später saß Lena auf der Terrasse und las ein Buch. Die Sonne knallte vom Himmel und es wehte kein Lüftchen. Sie hatte nicht die beste Laune in diesem Moment, weil sie sich schon ausmalte, wie es nach den Ferien in der Schule weitergehen würde. Und diese Gedanken und Vorstellung waren nicht gerade prickelnd. Sie stellte sich vor, wie sie wieder die ganze Zeit vor dem Bildschirm sitzen und vor sich hin dösen würde. Als sie so nachdachte, las sie nebenbei ein Buch. Später, als sie sich wieder auf das Buch konzentrierte, wusste sie gar nicht, wo sie gerade war, und blätterte wieder ein paar Seiten zurück. In diesem Moment kam ihre Mutter mit einem Glas Saft für Lena aus dem Haus. Sie gab ihn ihr und meinte: „Ich habe gute Nachrichten!“ Lena war sehr neugierig und hatte keinen Schimmer, was das für gute Nachrichten sein könnten. „Ja, was denn?“, fragte sie ungeduldig. Sie hatte ihr Buch zugeschlagen und schaute hoffnungsvoll ihre Mutter an. Diese sagte: „Du kannst ab Montag nach den Ferien wieder in die Schule gehen!“ Lena strahlte von einem Ohr zum anderen und sprang auf. Dabei schüttete sie ihr Glas um. „Juhu! Super duper, genial!“, rief sie. Ihre Mutter lachte und erzählte ihr, dass die Inzidenzen jetzt schon unter hundert seien und immer weiter sinken würden. Danach wischte ihre Mutter den Saft von der Terrasse und Lena lief voller Vorfreude ins Haus und packte schon mal ihre Schultasche. Ach, war das ein gutes Gefühl! Von diesem Tag an konnte sie es nicht mehr erwarten, in die Schule gehen zu dürfen. Die restlichen Ferien kamen ihr wie eine lebenslange Gefängnisstrafe vor. Doch irgendwann kam der Tag, an dem sie wieder in die Schule gehen konnte. An diesem Tag klingelte ihr Wecker um halb sieben. Lena sprang hellwach aus dem Bett und zog sich ihr Lieblingshirt, ihre Lieblingshose und ihre rot-weiß geringelten Socken an. Voller Freude ging sie im Hopserschritt in die Küche. Sie trällerte: „Guten Morgen Mum, guten Morgen Dad!“ Sie gab jedem einen dicken Kuss auf die Wange. Ihr Vater schaute verdutzt drein und wendete sich dann wieder grinsend seiner Zeitung zu. Sie aß schnell ihre Cornflakes zum Frühstück, lief die Treppe nach oben und putzte sich ihre Zähne. Danach flitzte Lena die Treppe wieder nach unten und angelte sich ihre Schultasche von der Garderobe. Sie rief: „Tschüss! Ich gehe jetzt zur Schule!“ Ihre Mutter blickte aus der Tür, lachte und wünschte ihr einen schönen Schultag. Sie zog sich ihre Turnschuhe an, hievte die Schultasche auf den Rücken, machte die Tür auf und trat hinaus.

Sie blieb kurz stehen, atmete die frische Luft ein und machte sich auf den Weg zum Bus. Die Sonne war vor Kurzem aufgegangen und strahlte warm und wohltuend vom blauen Himmel. Die Luft roch nach frischem Gras und Honig. Hin und wieder fuhr ein Auto an ihr vorbei. Sie hörte, wie die Vögel zwitscherten und die Blätter rauschten. Ein kühles Lüftchen wehte an ihr vorbei. Den ganzen Weg über hatte Lena ein Lächeln auf dem Gesicht. An der Bushaltestelle lief ihr Anna, ihre beste Freundin, schon entgegen. Sie grinste übers ganze Gesicht. „Hallo! Lenaaa! Ich freu mich ja schon so auf die Schule, du?“, rief sie ihr entgegen. Als sie bei ihr angekommen war, sagte Lena: „Hi Anna, ja ich freu mich auch schon riesig!“ Alle hier hatten ein Lächeln auf den Lippen und Freude lag in der Luft. Es waren ungefähr zehn Leute an der Bushaltestelle. Ein paar redeten angeregt miteinander. Vorher, als sie noch ganz normal in die Schule gehen konnten, war ihr gar nicht aufgefallen, wie schön es war, hier seine Freunde zu treffen und auf den Bus zu warten. Sie hatten sich so viel zu erzählen, obwohl sie immer telefoniert hatten. Als der Bus kam, stiegen sie ein und begrüßten Kalle, den Busfahrer. Der Bus, den Kalle fuhr, war schon etwas älter und auch schon öfters neu lackiert worden. Er hatte ein schönes Rot. Vorne war schon eine kleine Delle an der Seite, denn einmal war Kalle aus Versehen an einen Pfosten gefahren, als er sich gerade mit Lena und Anna unterhielt. Danach regte er sich sehr auf. Er war immer gut gelaunt, aber heute war er super gut gelaunt. Das sah man auch, obwohl er, wie alle hier, eine Maske trug. Er sagte zu ihnen: „Anna! Lena! Da seid ihr ja wieder!“ Er hatte immer mit den beiden geplaudert, denn sie saßen jeden Tag vorne. Im Bus redeten Anna und Lena wieder einmal mit Kalle. Er erzählte Lena und Anna – wie immer – von seinem Hund Asterix. Und das war immer sehr witzig. Als sie an der Schule angekommen waren, verabschiedeten sich die beiden von Kalle und stiegen aus. Die Bäume im Pausenhof sahen heute irgendwie grüner aus. Ein paar Schmetterlinge flatterten an ihnen vorüber. Als sie die Tür zur Schule aufstießen und eintraten, überkam Lena ein Schwall von Glücksgefühlen und Freude. Es roch nach altem Papier und Holz. Es waren nur vereinzelt Schüler in der Schule zu sehen, weil man, sobald man im Schulgebäude angekommen war, nach oben in sein Klassenzimmer gehen musste. Als sie gerade die Treppen hinaufstiegen, erklang der Gong. Es war wie Musik in Lenas Ohren. Sie kamen im zweiten Stock an, wo ihr Klassenzimmer lag. Lena und Anna traten ein und gingen zu ihrem Platz am Fenster. Alle ihre Klassenkameraden waren schon da. Es war schön, sie alle wieder zu sehen. Nicht nur am Bildschirm, sondern in echt. Jetzt kam auch Herr Gellert zur Tür herein. Er begrüßte sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht und sagte: „Ach! Ist das schön, wieder alle hier in der Schule zu sehen.“ Zunächst einmal erzählten wir von unseren Ferien und redeten noch ein bisschen. Dann sagte er: „Heute werden wir noch nicht viel machen. Als müsst ihr euch testen, damit wir sehen, ob ihr auch alle negativ seid!“ Der Coronatest war nicht schlimm, es kitzelte nur ein wenig. Wir fanden das sogar sehr lustig. Dann musste man fünfzehn Minuten warten, sodass der Test auch gültig war. Derweil erzählte uns Herr Gellert ein wenig davon, was wir in den nächsten Wochen machen würden. Nach fünfzehn Minuten sahen wir das Testergebnis: Alle waren negativ. Herr Gellert sagte: „So! Jetzt beschäftigen wir uns mit Geschichte. Schlagt mal bitte alle eure Geschichtsbücher auf Seite hundertundeins auf. Abschnitt vier!“ Und das taten sie. Lena hatte noch nie solch große Interesse für Geschichte, aber heute war es sehr schön und unglaublich spannend. An diesem Tag lernten sie viel und das auf wirklich lustige Weise, denn die Lehrer waren auch sehr gut gelaunt und machten des Öfteren Witze und erzählten lustige Geschichten. Der Tag verging, zu Lenas Bedauern, sehr schnell. Als sie wieder auf dem Weg nach Hause war, freute sie sich schon sehr auf den nächsten Tag.